Wer Japanisch lernt, der wird darin besser – das ist die gute Nachricht. Eine falsche Taktik kann den Fortschritt aber so sehr bremsen, dass Mancher frustriert die Flinte ins Korn schmeisst. Um solches zu vermeiden, haben wir für euch die wichtigsten Regeln zusammengestellt, um nicht ins Stocken zu geraten. Lest unsere sechs wichtigsten Tipps für das effektive Japanisch Lernen und schafft die besten Bedingungen für Erfolg.
1. So früh wie möglich mit Tandempartner arbeiten
Das ist fast so etwas wie die goldene Regel, deren Wichtigkeit man nicht genug hervorheben kann. Ohne Tandempartner geht im Japanischen nichts.
Nur er kann euch schnell, präzise und zuverlässig weiterhelfen, wenn ihr an der Bedeutung eines Satzes herumrätselt. Manchmal haben Kleinigkeiten eine große Wirkung, manchmal sind Konstruktionen zu kompliziert verschachtelt und aneinandergereiht. Auf eigene Faust kämpft ihr hier einen mühsamen, aussichtslosen Kampf. Selbst in Lehrbüchern findet man Ausdrücke, die von einem Muttersprachler als merkwürdig oder falsch empfunden werden; Online-Listen mit den wichtigsten Vokabeln können euch nicht erklären, in welchen Situationen das jeweilige Wort eigentlich gebraucht wird, und oft beinhalten sie antiquierte, seltsame Begriffe.
Aber ab wann ist ein Tandempartner eigentlich sinnvoll? Die Antwort lautet: sobald ihr euch mit ihm verständigen könnt. Findet ihr einen Japaner/ eine Japanerin, die (genau wie ihr) fließend Englisch spricht, dann nichts wie los! Ein „zu früh“ gibt es in diesem Fall nicht.
Selbst wenn es um grundlegenste Grammatik und die aller ersten Vokabeln geht, werdet ihr von einem Tandempartner stehts profitieren. Schwieriger wird es natürlich, wenn eine gemeinsame Sprache fehlt; eine feste Regel gibt es dann nicht. Hier gilt: ausprobieren! Wie gut kommt ihr mit eurer Mischung aus Japanisch und Deutsch zurecht? Könnt ihr euch gegenseitig weiterhelfen? Falls nicht, findet ihr vielleicht online einen geeigneteren Sprachpartner.
2. So früh wie möglich zu lesen anfangen
Karteikarten durcharbeiten, schön und gut – es sollte euch aber nur soweit helfen, bis ihr endlich richtige Texte lesen könnt. Die Macht, Vokabeln im Kontext zu begegnen, oder überhaupt mal die Sprache „in Action“ zu sehen, ist ungeheuer groß. Häufig auftretende Begriffe oder Redewendungen bleiben einem auf diese Art schnell im Ohr, und man entwickelt ein „Gespür“, für das „Richtig“ oder „Falsch“ – eine Fähigkeit, die einem kein Vokabeltrainer vermitteln kann.
Soweit, so gut… Texte lesen ist klasse, aber wie und wann soll ein Anfänger damit beginnen? Es ist kein Geheimnis, dass im Japanischen die Hürden groß sind. Hiragana und Katakana sind Grundvorraussetzung, ein gute Portion Kanji sehr wünschenswert. Man steht vor einem Henne-Ei Problem: Mit dem Lesen von Texten verbessert man seine Kana-Skills, aber ohne Kana-Skills kann man keine Texte lesen. Arbeitet an den Basics – Memory-Kärtchen, Schreiben einzelner Buchstaben -, aber versucht immer wieder, euch an einfache Lektüre zu wagen. Dabei solltet ihr euch zu Beginn nicht gleich an die Zeitung machen: simple Geschichten für Kinder sind hier die Wahl.
Auch können Manga helfen, aber hier ist Vorsicht geboten: Bei Weitem nicht alle der japanischen Comics sind für einen Lernenden geeignet, denn häufig verwenden sie skurrilen Slang und alles andere als „alltägliches Japanisch“. Gutes Material zu finden ist nicht leicht. Checkt unsere Homepage regelmäßig, denn in künftigen Artikeln werden wir versuchen, geeignete Texte zusammenzustellen.
3. So früh wie möglich zu hören anfangen
Gibt es etwas Frustrierenderes, als nach abgeschlossenem Japanischkurs einem Muttersprachler zu begegnen, und aus seinem Munde so gut wie nichts zu verstehen?
Erfahrungen dieser Art sind aber vorprogrammiert: die Grammatik ist der Deutschen so fremd, die Wörter sich einander so ähnlich, der Sprachfluss so konstant und indifferent, dass es für unser Gehirn manchmal schlicht und ergreifend zuviel wird. Kein Wunder, denn es muss viele Dinge zur selben Zeit erledigen: in dem Wasserfall an Silben gilt es, Wörter zu erkennen, zu gruppieren, und Mithilfe der erlernten Regeln eine Bedeutung zuzuweisen. Das alles selbstverständlich blitzschnell…. Wie soll man so etwas können, wenn man sein Hirn nicht darauf trainiert?Unumgänglich ist es daher, sich so früh wie möglich mit gesprochenem Japanisch außeinander zu setzen. Bleibt nicht zulange bei den Texten auf der Lehrbuch-CD alla „Mein Name ist …“ sondern arbeitet, sobald halbwegs möglich, mit fordernderen Aufnahmen.
Manchmal finden sich Kindergeschichten mit Untertiteln, wie sie von „bookbox“ angeboten werden. Entscheiden ist dabei, zweierlei Ansätze zu verfolgen:
Einen langen Text ohne Unterbrechung anhören, und zwar in normaler Geschwindigkeit. Verstehen werdet ihr vielleicht wenig, vor allem zu beginn, aber irgendwann schaltet euer Hirn in den „Japanisch-Modus“, und das ist genau der Zweck der Übung. Ihr werdet sehen, dass ihr nach und nach zumindest ein bisschen mehr versteht, vielleicht in dem Sturm an Wörtern und Silben Bekanntes von Unbekanntem unterscheiden könnt – ein großer Erfolg! Anschließend könnt ihr immernoch zurückgehen und euch – am besten mit eurem Tandempartner – einzelne Passagen immer wieder anhören. Dabei stoßt ihr auf Vokabeln und Ausdrücke, die euch unbekannt sind; lasst euch darüber aufklären, macht euch Notizen und lernt sie bis zum nächsten Mal. Auf die Art kommt ihr definitiv weiter.
4. So früh wie möglich zu schreiben anfangen
Ihr wollt nicht nur zuhören und lesen; ein unverzichtbares Puzzelstück in eurem Lernablauf sollte es daher sein, das Gelernte aktiv anzuwenden. Aus den ganzen Regeln und Vokabeln korrekte Sätze zu bilden ist etwas, das man üben muss, und zwar ganz besonders im Japanischen. Denn Japanisch bedeutet nicht nur, andere Vokabeln und Grammatik, es bedeutet häufig auch eine andere Art, sich auszudrücken. Essenzielle Wörter des Deutschen sind ja oft nur mit Einschränken vorhanden (Stichwort: Aru, Iru). Manchmal konstruiert man mühsam einen bestimmten Satz – die nötigen Vokabeln und Grammatikregeln hat man alle gelernt und korrekt angewendet – nur um dann festzustellen, dass man es „so einfach nicht sagt“. Diese Probleme werden einem am besten bewusst, wenn man ihnen unmittelbar begegnet – und das passiert beim Schreiben. Egal ob kleines Tagebuch oder Brief an den Tandempartner: zu simpel, falsch oder peinlich gibt es nicht. Versucht, euch auszudrücken, bemerkt, auf welche Probleme ihr stoßt (welche Wörter fehlen euch, was blockiert euch im Moment?) und arbeitet daran mit eurem Tandempartner.
5. So früh wie möglich zu sprechen anfangen
Der letzte Punkt auf der Liste dürfte euch wahrscheinlich wenig überraschen. Natürlich gehört sprechen ebenso dazu, wie alles andere auch. Prinzipiell sind die Anforderungen ähnlich, wie beim Schreiben, mit drei bedeutenden Unterschieden:
a) Ihr habt weniger Zeit zum überlegen
b) Ihr müsst auf euren Gesprächspartner reagieren
c) Ihr müsst die Worte auf verständliche Art aussprechen
Punkt a und b sind Übungssache und werden, wenn ihr unsere Liste beherzigt, automatisch weniger Probleme bereiten. Punkt c hingegen kann durchaus ein Stolperstein sein. Auf den ersten Blick scheint die Aussprache des Japanischen für uns Deutsche leicht zu meistern zu sein, und in der Tat gibt es in diesem Bereich wahrscheinlich forderndere Sprachen. Unterschätzen sollte man diese Disziplin aber keineswegs: die Japaner sprechen bedeutend weicher, pausenloser und, verglichen zum Deutschen, monotoner. Zu harte Aussprache und falsche Intonation kann dazu führen, dass man euch nicht versteht. Häufig ließt man im Internet, dass Japaner ohnehin auf Englisch umschalten, sobald man mit ihnen redet – eine Erfahrung, die ich persönlich nie gemacht habe. Eventuell kann ein zu fremd klingender Redefluss die Ursache sein. Nebenbei bemerkt: eine Menge Japaner können kaum Englisch und werden deshalb auch nicht darauf zurückgreifen.
6. Die bisherigen Punkte so angenehm wie möglich gestalten
Je mehr ihr lernt, desto besser werdet ihr.
Je mehr Spaß ihr beim Lernen habt, desto mehr lernt ihr!
Motivation ist hierbei der zentrale Begriff.
Mal eine Lernpause in einer stressigen Phase, mal einen Durchhänger… das alles gefährdet euer Japanisch-Projekt nicht, solange ihr zum Lernen zurückkehrt. Auf Dauer macht ihr das nur, wenn der Prozess eine positive Erfahrung für euch darstellt. Wir Menschen reagieren stark auf das „Lohn-Strafe“ Prinzip. Das Lernen mit positiven Assoziationen zu belegen ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Deshalb:
a) Führt euch eure Erfolge (auch die kleinen) vor Augen und freut euch bewusst daran
b) Verknüpft eure Interessen so stark es geht mit dem Lernablauf
c) Tut euch unmittelbar nach dem Lernen etwas Gutes (Belohnung)
Was ihr euch als Belohnung aussucht, ist euch überlassen. Ihr solltet es jedoch fortan nur noch tun, wenn ihr auch wirklich gelernt habt. Auch empfehlen Experten, alle 30 Minuten eine Pause von 5 Minuten einzulegen und in dieser Zeit etwas Angenehmes zu tun – beispielsweise euer Lieblingslied anzuhören. Mit dieser „Mini-Pause“ kann die Aufnahmefähigkeit eures Gehirns signifikant verbessert werden. Mir persönlich hat es geholfen – probiert‘s aus!
Zum Thema „Frustration“:
Es gibt zwei mögliche Ursachen, warum ein Gefühl von Frustration aufkommen kann:
1. Ihr erreicht mit euren aktuellen Methoden zu wenig
2. Ihr erwartet zu viel
Meistens sind es aber die zu hohen Erwartungen, die eine negative Wirkung auf uns ausüben. Ihr müsst euch fragen: Wie definiert ihr Erfolg? In einem Jahr fließend mit euren japanischen Freunden sprechen zu können? Nun, wenn ihr die Messlatte derartig hoch legt, dann werdet ihr – eurer Definition nach – permanent versagen. Wie man das Blatt auch dreht und wendet: Japanisch ist – für einen Deutschen – eine schwere Sprache, und neben Einsatz und Disziplin braucht es vor allen Dingen Zeit. Freut euch also an den kleinen Erfolgen, führt euch ganz bewusst vor Augen, auf welchem Level ihr noch vor einem halben Jahr ward und wie weit ihr mittlerweile gekommen seid.
Ein gutes Gefühl ist euer Lohn, und der kann euch helfen, auf Dauer am Ball zu bleiben – und schließlich das große Abenteuer „Japanisch“ zu einem persönlichen Sieg zu machen.
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