あけまして おめでとう ございます!
Endlich ist das lang ersehnte Neujahr gekommen! Man kann sagen, dass es die traditionellste Zeit im ganzen Jahr ist, und deshalb möchte ich gerne drei Mal darüber berichten – dieses Mal eingerechnet.
Zunächst könnt ihr euch die Zeit um Neujahr in Japan ein bisschen so vorstellen, wie Weihnachten in Deutschland. Die Familie steht im Mittelpunkt, man muss die Verwandten besuchen und sogar verlorene Söhne kehren nach Hause zurück. Bei dieser wichtigen Feierlichkeit darf es natürlich an Dekoration auch nicht fehlen.
1. Glückbringende Pflanzen und das Warten auf den Geldsegen
Ich kann mir vorstellen, dass man als Deutscher wahrscheinlich kein richtiges Bild vor Augen hat, wenn man an „Neujahrsdeko“ denkt. An Weihnachten gibt es den Weihnachtsbaum, aber wie schmückt man die Wohnung denn in der Zeit nach Silvester? Sehr bekannt ist das „Kadomatsu“, ein dekoratives Bambusgesteck, das für gewöhnlich als Paar die linke und rechte Seite der Haustüre ziert. „Matsu“ heißt übersetzt soviel wie „Kiefer“, aber die Zweige des namengebenden Baumes umgrünen eigentlich nur den Bambus, der in der Mitte des Topfes steht und am meisten ins Auge springt. Beide gelten in Japan als glückbringende Gewächse, aber die Kiefer noch mehr als der Bambus. Ein kleines Wortspiel gibt es zu diesem Thema auch: So ist das Wort „matsuru“ unserem „matsu“ ja sehr ähnlich, und es bedeutet, die Götter zu verehren. Ein Baum der so sehr nach Gebet klingt… klar, dass er uns Glück bringen muss, oder?
Die Mütter sind normalerweise die Armen in der Familie, die am ersten Tag des Jahres in aller Herrgottsfrühe aufstehen müssen, um dem Neujahrsessen „Osechi“ den letzten Schliff zu geben. Kurz darauf folgen meistens die Kinder, die sich ungeduldig auf das ersehnte Geschenk „Otoshi dama“ (お年玉) freuen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Geld – keine Sachgeschenke -, und es wird nur am ersten Januar gegeben.
Häufig bekommen Kinder in Japan kein Taschengeld, sondern nur einmal im Jahr dieses „Otoshi dama“, das entsprechend großzügig ausfällt und natürlich für gewaltige Vorfreude sorgt. Wenn ihr gerade kurz davor steht, das heiß begehrte Geld von eurem Vater zu bekommen, gibt es eine bestimmten Person, vor der ihr euch hüten müsst – und das ist die Mama. Sie sagt häufig so etwas, wie
„Ah, das ist viel zu viel für einen Grundschüler! Ich bewahre es lieber für ihn auf und deponiere es auf einer Bank, bis er dann auf die Uni geht!“
Seid vorsichtig – der Tag, auf den sie euch vertröstet, wird vielleicht niemals kommen! Man spricht dann vom sogenannten „お年玉 Schwindel“. Absichtlich bringt sie euch wahrscheinlich nicht um den Zaster. Sie hat es einfach vergessen… kein Grund, um böse zu sein!
2. Das Schwein und die richtigen Worte
Seid ihr auf die listige Täuschung nicht herein gefallen, gibt es am Neujahrstag immernoch eine unangenehme Bürde, die auf euch wartet: das 年賀状 („Nenngajou„). Das ist eigentlich nur eine Grußkarte für Neujahr, wie man sie auch für Weihnachten verschickt. Am besten wäre es natürlich, wenn ihr sie frühzeitig schreibt und dann so versendet, dass sie alle eure Freunde genau am ersten Januar erreicht. Aber man hat ja viel um die Ohren, richtig? Und außerdem hängt die Motivation maßgeblich vom chinesischen Kalender ab, denn das „Tier des Jahres“ wird auf unseren Neujahrskarten häufig verwendet. Da gibt es Ratte, Büffel (bzw. Kuh), Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Wildschwein (in dieser Reihenfolge). Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, dass ich keine Lust habe, diese Karten zu schreiben, wenn das Tier des Jahres „Wildschwein“ ist! Wie langweilig! Das eigentlich Gemeine am „年賀状“ ist aber nun, dass man häufig auch unerwartet Karten von Menschen bekommt, die man kaum kennt. Der Chef einer anderen Abteilung oder irgendwer, dessen Name einem überhaupt nichts sagt. Trotzdem musst man natürlich antworten, und es gilt also irgendwie die wahrhaft gigantische Fläche auf der Karte mit netten Worten zu füllen. Was soll man denn da bitteschön alles schreiben? Man kommt in große Bedrängnis, und muss sich etwas aus den Fingern saugen… sehr peinlich!
3. Im Shinto-Schrein den Blick in die Zukunft wagen
Soweit, so gut. Wir haben den großen Kartenhaufen mit einer Mischung aus Freude und Verdruss gelesen, jetzt ist endlich Zeit fürs Essen! In der richtig traditionellen Variante trägt man einen Kimono und eröffnet das Mahl mit einem kurzen Gespräch zwischen dem Kind und dem Ältesten in der Familie, der normalerweise der Vater oder Großvater ist. Heutzutage wird das aber oft etwas einfacher gehandhabt, und so wünscht man sich einfach ein gutes, neues Jahr und widmet sich dann den erlesenen Speisen.
Nach dem köstlichen Schmaus ist man entsprechend voll und entschließt sich zu ein wenig Bewegung, um dem Verdauungsapparat bei der Arbeit zu helfen. Ein kleiner Spaziergang ist jetzt genau das Richtige, und zwar zum shintoistischen Schrein (angeblich gehen manche Japaner auch zum Tempel, aber ich kenne niemanden, der das tut). Falls ihr fleißige Leser unseres Magazins seid (ich hoffe es sehr), denkt ihr euch jetzt vielleicht:
„Was? Haben die Japaner am Silvesterabend nicht den Glocken des buddhistischen Tempels zugehört? Und jetzt gehen sie zum Shinto-Schrein? Wie passt das denn zusammen?“
Völlig richtig ist eure Beobachtung! Japan ist bekannt für seine farbenfrohe Mischung aus verschiedenen Religionen und geht mit diesem Thema sehr offenherzig um. Es ist kein Tabu, darüber zu sprechen. Ohne zu zögern könnt ihr eure japanischen Bekannten dazu befragen, wenn ihr Lust habt.Wahrscheinlich antworten sie so etwas wie „Naja, wir mögen einfach Feste!“
Aber was tun wir nun genau im besagten Shinto-Schrein? Den ersten Besuch des Jahres nennen wir 初詣 „Hatsumo ude“, wobei 初 soviel bedeutet wie „zum ersten Mal“. Eigentlich muss es aber gar nicht genau am ersten Januar sein, es geht auch noch bis zu ein oder zwei Wochen danach. Solange sind nämlich, so sagt man, die Jahresgötter zugegen, denen wir für das vergangene Jahr danken und sie bitten, auch im neuen Jahr auf uns aufzupassen und uns ihren Segen zu schenken. Anschließend werfen wir eine kleine Spende in eine Box. Beliebig viel könnt ihr spenden, aber die meisten Menschen spenden genau 45 Yen, denn zu dieser Zahl gibt es ein kleines Wortspiel: 45 yen heißt übersetzt „しじゅうごえん“ (shijuugoen), und das kann man auch schreiben als „始終 御縁“.
„始終“ bedeutet „immer“ und „御縁“ heißt soviel wie „Verbindung“. Wir spenden also 45 Yen in der Hoffnung auf eine beständige Beziehung zu den Göttern.
Ein bisschen Spaß haben kann man im Schrein aber auch, und zwar beim „Omikuji“ (おみくじ). Das ist eine Art Orakel, und es funktioniert so:
Ihr schüttelt eine zylinderförmige Box und stellt sie auf den Kopf, woraufhin ein dünnes Stäbchen herausfällt. Darauf ist eine Nummer zu lesen, die ihr einer Priesterin (mikosan, みこさん) des Schreines zeigt. Sie gibt euch sogleich einen Zettel, auf dem ihr euer Schicksal für das neue Jahr lesen könnt und auch ein paar beratende Hinweise findet. „大吉“ (daikichi) ist dabei das Beste, was ihr kriegen könnt, 大凶 (daikyou) das Schlechteste. So unheilvoll ist 大凶 , dass viele Schreine nur das mildere 凶 (kyou) in die Box legen. Hattet ihr bei der Ziehung Pech, so könnt ihr den Zettel an einen Zaun im Schrein binden, damit die Götter auf euer Schicksal aufpassen mögen. Wenn ihr etwas Gutes zieht, solltet ihr den Zettel sorgsam verwahren – er ist nun so etwas wie euer Glücksbringer! Heutzutage gibt es viele verschiedene Varianten, auch Liebesorakel. Das klingt doch nach Spaß, oder? 🙂
Wie ihr seht, ist Neujahr in Japan eine tiefsinnige Zeit. Immernoch gibt es viel darüber zu erzählen, und vielleicht könnt ihr auch in dem ein oder anderen Anime sehen, wie die Japaner diese besonderen Tage verbringen. Das nächste Mal schreibe ich über 御節 (Osechi), dem Neujahrsessen. Bitte lest den Artikel nur mit vollem Magen, sonst… wer weiß 😉
In diesem Sinne: 今年も宜しくお願いします (ことしも よろしく おねがいします)!
Ein gutes neues Jahr wünscht euch die Nihongo Otsu Redaktion, Nami und Alex.