Zehn „Don’ts“ für euren Onsenbesuch

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Auf einer Tour durch Japan ist ein Besuch in den heißen Thermalquellen Pflicht. Allerdings gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit ihr euch nicht zum Affen macht. (Bild: 1)


Gerade in Japan unterwegs und Lust, ein bisschen zu plantschen?
Dann nichts wie Badehose eingepackt und rein in den nächsten Onsen !
Was für ein schönes Gefühl… das heiße Wasser entspannt euch, ihr vergesst die Sorgen in der Heimat und genießt das traditionell japanische Ambiente.
Doch irgendetwas scheint nicht so ganz zu stimmen. Kann es sein, dass dieser Mann euch anstarrt?
Nein, wahrscheinlich nur Einbildung.
Oder doch? Ja, ganz sicher, er starrt euch an… und der da hinten auch!
Was ist los? Habt ihr was im Gesicht? Liegt‘s an eurem europäischen Aussehen? Ich kann euch beruhigen: mit eurem Gesicht ist wahrscheinlich alles in Ordnung, und ganz soviel Aufmerksamkeit zieht man als Nicht-Asiate dann doch wieder nicht auf sich.
Falls die Leute im Onsen euch komisch ansehen, dann habt ihr wahrscheinlich ein bisschen was auf der kulturellen Schiene verpatzt.
Wir verraten euch, was ihr nicht tun solltet, um Peinlichkeiten zu vermeiden und euren Besuch zu einem tollen Erlebnis werden zu lassen.

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Im traditionell japanischen Onsen ist Badebekleidung tabu. (Bild:2)

1. Mit Badekleidung ins Wasser

Es mag manchen vielleicht überraschen, aber im so schamhaften Japan zieht man beim Baden im Onsen tatsächlich blank.
Seine Badehose anzubehalten ist dort alles andere als willkommen.
Also los, nur Mut!
Kommt schon, ihr braucht doch nicht rot zu werden!
Die Japaner sind mit dem deutschen Genetal vertraut, ihr werdet dort niemanden überraschen.
Außerdem gibt es das japanische Sprichwort „Zusammen nackt stärkt die Beziehung“. Probiert es aus und überzeugt euch selbst: wer ein bisschen Zeit als Nackedei miteinander verbringt, ist sich danach spürbar näher.
Das gilt allerdings nur für das gleiche Geschlecht: In den allermeisten Onsen herrscht nämlich Geschlechtertrennung.
Eine schlechte Nachricht für alle Männer?
Nun, zumindest kann euch keine japanische Schönheit in Verlegenheit bringen.
Ist doch beruhigend zu wissen, oder?

2. An manchen Stellen glatt wie ein Kinderpopo sein…

Wo wir nun schon bei den prekären Zonen des menschlichen Körpers wären, wollen wir diesen Punkt auch gleich erwähnen:
Die Schamhaarrasur ist im Reich der aufgehenden Sonne bei Weitem nicht so verbreitet, wie bei uns.
Wenn ihr also von der Hüfte her hell scheinend durch den Onsen lauft, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man euch ins einschlägige Gewerbe einordnet.
Egal ob Pornostar oder Prostituierte(r): „Glatt im Intimbereich“ bedeutet meist einen Beruf im Sexbusiness inne zu haben.
Entweder euch macht das nichts aus, oder ihr lasst ein paar Wochen lang der Natur mal wieder freien Lauf.
Her mit dem Retro-Style!

3. Mit Tattoo auftauchen…

…könnt ihr natürlich tun, wenn ihr den Leuten dort ein bisschen Angst einjagen wollt.
Tätowiert sind in Japan normalerweise nur Mitglieder von Gangs und Verbrechersyndikaten – ebenso, wie sich die ältere Generation in Deutschland vielleicht auch noch daran erinnern wird.
Wie bei allen Punkten gilt aber auch hier: Der „Gaikokujin“, wie die Japaner uns Ausländer bezeichnen, ist natürlich, bis zu einem gewissen Grad, immer entschuldigt.
Wer also irgendwo ein kleines Tattoo trägt, kann sich getrost in die Fluten stürzen. Von Kopf bis Fuß tätowierte Motorradfans sollten aber vielleicht in Erwägung ziehen, lieber einen privaten Onsen zu mieten. Manchmal bieten Hotels diese Möglichkeit zu recht erschwinglichen Preisen an, informieren lohnt sich.

4. Das Handtuch mit ins Wasser nehmen

Don‘t cheat!
Mancher, der sich seiner Badehose beraubt sieht, will vielleicht zum Handtuch greifen, um die Intimzone zu verschleiern.
Aber leider: ein Handtuch im Wasser ist ebenso Fehl am Platz, wie die Badekleidung.
Ihr könnt gut eingehüllt zum Beckenrand marschieren, aber mit dem Schritt ins Wasser solltet ihr euch doch bitteschön entblättern.

5. Schwimmen

Onsen ist ein Platz für für Entspannung, zum meditativen „sich treiben lassen“, aber nicht zur sportlichen Betätigung. Lärm und Unruhe sind nicht willkommen.
Dafür ist es auch viel zu warm: in den meisten Fällen liegt die Wassertemperatur ungefähr bei vierzig Grad – ganz klar zu warm, um sich zu bewegen.
Lieber einfach mal ein bisschen abschalten und das Workout auf den nächsten Tag verschieben.

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Typisch japanisch: Nach dem Bad im heißen Wasser gibt es die leckere Fruchtmilch „furu-tsu gyunyuu“ (Bild:3)

6. Versäumen, danach Onsen-Milch zu trinken oder Onsen-Eier zu essen

Nach was sehnt man sich nach einem ausgiebigen Bad im Onsen am meisten?
Ganz recht, ich spreche von einem großen Schluck erquickender… Milch.
„Warum“ wird wohl ein Geheimnis bleiben, aber die Onsen-Gyunyuu gehört zu einem Besuch bei den heißen Quellen einfach dazu. Jeder trinkt sie, jeder mag sie.
Teilweise in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich (wie beispielsweise die Frucht-Milch, „furu-tsu gyunyuu“), und in einer handlichen Flasche verpackt, stellen sie einen elementaren Bestandteil der Onsen-Erfahrung dar, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet.
Dasselbe gilt für das „Onsen Tamago“.
Während die Onsen Milch im Wesentlichen nichts anderes ist als gewöhnliche Kuhmilch, sind die entsprechenden Eier schon ein spezielleres Genussmittel.
Sie werden im Wasser der heißen Quellen zubereitet und besitzen eine eigene, von normalen Eiern etwas verschiedene Struktur.
Der Grund ist einfach: Das Thermalwasser ist nicht warm genug, um ein Ei auf traditionellem Wege zu kochen. Die niedrigeren Temperaturen machen eine längere Garzeit nötig, und so werden die Eier über mehrere Stunden gebadet, bis sowohl Eiweiß als auch Eigelb eine weiche, aber nicht mehr flüssige Konsistenz aufweisen.
Abhängig von der Art des Wassers, kann sich ein sehr eigener Geschmack entwickeln, beispielsweise wenn zu Heilzwecken Schwefel zugegeben wurde.
Man mag diese spezielle Variante als „Stinkei“ bezeichnen, denn ihm haftet der wenig populäre Geruch der Schwefelwasserstoffe an, den mancher wohl von fauligen Eiern oder dem Chemieunterricht in der Schule kennt.
Interessant, aber zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache.

7. Ohne zu duschen ins Wasser gehen

„Komm schon“ wird mir mancher entgegenhalten,
„Das ist in Deutschland doch genauso Standard“.
Mag sein, aber der zügellosen Jugend wollte ich es noch einmal mit auf den Weg geben: „Ich werde doch eh nass“ ist kein Grund, die Dusche ausfallen zu lassen.
Trocken ins Wasser steigen passt nicht zum so sauberen Deutschen und schädigt unseren tendenziell guten Ruf.
Man braucht es aber nicht zu übertreiben: Entgegen eines verbreiteten Gerüchtes muss die Haut nach der Dusche nicht vor Hitze erröten.
Also: Wenn die Makakenaffen in Hokkaido den Hygieneansprüchen des Onsen gerecht werden können und auch mitplantschen dürfen, dann sollten wir das doch hinkriegen. Oder?

"Da laust mich doch der Affe!" - wenn euch ein älterer Herr den Rücken schrubben möchte, dann seid höflich und lasst ihn gewähren

„Da laust mich doch der Affe!“ – wenn euch ein älterer Herr den Rücken schrubben möchte, dann seid höflich und lasst ihn gewähren (Bild: 4)

8. Ablehnen, sich von einem alten Mann den Rücken schrubben zu lassen

Zugegeben, es ist eher ein Mythos, aber er hält sich hartnäckig:
Seit ihr männlich und erhaltet während eures Bades ein attraktives Angebot von einem älteren Herrn, dann solltet ihr es annehmen.
Kommt nicht auf falsche Gedanken, der Mann hat vermutlich nichts Böses im Sinn.
Von dieser netten Geste erhofft er sich schlicht und ergreifend eine interessante Unterhaltung mit einem etwas jüngeren Gesprächspartner.
Während er euch von Unreinheiten und Schmutz befreit, werdet ihr eventuell von aufregenden Geschichten seines langen Lebens unterhalten – gute Japanischkenntnisse vorausgesetzt.
Zollt dem Alter ein bisschen Respekt. In ein paar flüchtigen Jahrzehnten erwartet ihr dasselbe von der Jugend, habe ich recht?

9. Sich nicht trauen, den Onsen Yukata zu tragen

In der Regel nimmt man sich für seinen Besuch im Onsen eine Menge Zeit.
Den einzelnen Badegängen folgen längere Pausen, in denen man isst, ließt, entspannt oder Spaß mit Freunden hat.
Normalerweise trägt man dabei eine leichtere Version des Yukata, der traditionellen, japanischen Festtagskleidung.
Bequemer als Jeans und Pullover, aber dünner, als der deutsche Bademantel, ist er ideal geeignet, sich nach dem schweißtreibenden Onsenbad ein wenig abzukühlen.
Leider entschließen sich viele Touristen dazu, lieber bei dem German-Style zu bleiben.
Wenn sie als Nicht-Japaner im Yukata auftauchen, befürchten sie, zum Spottobjekt der Einheimischen zu werden – vollkommen unbegründeterweise.
Einen Fremden zu sehen, der Interesse an der eigenen Kultur zeigt, macht die Menschen glücklich und stolz.
Er sendet das positives Signal, sich für Land und Leute zu öffnen und bereit zu sein, über den Tellerrand zu blicken.
Aus falscher Scham heraus bei den alten Gewohnheiten zu bleiben, kann hingegen missverstanden werden: Ob die Nationaltracht vielleicht als lächerlich oder nicht gut genug empfunden wird? Das mag sich mancher Japaner fragen, und wir wollen doch gewiss nicht diesen Eindruck erwecken.
Außerdem macht es anders doch viel mehr Spaß.

10. Sich im Onsenwasser gut durchbraten lassen

Eine kleine Warnung zum Schluss: das Wasser in einem Onsen kann bedeutend wärmer sein, als wir es von unseren deutschen Thermen gewohnt sind.
Zu lange Aufenthalte können dem einen oder anderen ein wenig auf den Kreislauf schlagen.
Achtet auch auf eure Mitreisenden: wenn euer Freund bereits glänzend rot auf den Grund des Beckens sinkt, solltet ihr ihm vielleicht zu einer kleinen Pause raten.
Der Japaner hat sogar einen eigenen Begriff dafür:
„yuudedako ni naru“, was soviel bedeutet wie „ein gekochter Oktopus werden“.
Ein Schicksal, vor dem ihr euch bewahren solltet.
Also: Genug trinken und immer wieder Pausen einlegen.
Dann ergeht es euch auch besser, als der gekochten Krake.


 

Bildreferenzen:
1.“Japanese Macaques
Author: Yosemite
License: Creative Commons by-sa 3.0

2. „Guidebook to Hakone
Author: „Chris 73“
License: Creative Commons by-sa 3.0

3. „Fruits Gyunyu (gyunyu = milk)
Author: Kenji Mori
License: Creative Commons Attribution 2.0 Generic

4. „Japanese Macaques
Author: Yosemite
License: Creative Commons by-sa 3.0

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3 Comments

  1. Die Nummer 8 kannte ich noch nicht (wobei ich doch schätze, dass die Wahrscheinlichkeit als Weißer darauf angesprochen zu werden doch relativ gering ist oder?), werde ich aber auf jeden Fall beherzigen falls dieser Fall mal eintreten sollte. Danke!

    • Hallo Adrian,
      die Wahrscheinlichkeit ist definitiv gering und der Punkt war auch eher mit einem Augenzwinkern gemeint.
      Mir selber ist das zum Beispiel noch nie passiert, aber Nami erzählt, dass in ihrem Freundeskreis immer wieder davon berichtet wird.
      Außerdem ließt man davon auch in Manga/ sieht es in Anime.
      Ob es wirklich vorkommt…. wer weiß 😉

      • Mit Manga, Anime und Co kenn ich mich jetzt nicht so aus, aber ich fand es einfach erfrischend mal was (für mich) wirklich neues zu lesen, da man nach einer Gewissen Zeit des Aufenthalts in Japan doch so ziemlich alles kennt (zu kennen glaubt^^).

        Zudem bin ich ein Riesen-Fan von Onsens, weshalb mich das Thema natürlich besonders angesprochen hat. 🙂

        Da ich aber auch noch keinerlei Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht hab gehe ich davon aus, dass es mir als Weißer auch nicht mehr widerfahren wird…