Kleines Wort mit vielen Funktionen, Teil 2: Die Partikel „mo“

Im zweiten Teil unserer Serie geht es um die Partikel „mo“. Auch hier gilt: die bekannteste Funktion von „mo“ ist bei Weitem nicht die einzige. Von der einen Bedeutung lässt sich dabei kaum auf die andere schließen – sie unterscheiden sich zu stark. Grund genug, um das mysteriöse „mo“ mal genauer zu beleuchten.

1. Die Partikel „mo“ als „auch“

Die geläufigste Form von mo wird bereits früh in den Lehrbüchern erwähnt. Sie kann übersetzt werden mit dem deutschen Wort „auch“.

Ruft ein Freund von euch beispielsweise

僕 は この ケーキ が 食べたい な!
ぼく は この ケーキ を たべたい な!

boku wa kono ke-ki o tabetai na!
Ich will diesen Kuchen essen!

dann könnt ihr rufen:

私 も!
わたし も!

watashi mo!
Ich auch!

Relativ einfach zu verstehen und oft behandelt – lasst uns also zu weniger bekannten Funktionen kommen.

2. Die Partikel „mo“ als „sogar wenn“

Im Japanischen eine Fallunterscheidung vorzunehmen ist so eine Sache, denn es kann auf zahlreichen Wegen geschehen.

Hier eine kleine Übersicht der Möglichkeiten, um „falls“ bzw. „wenn“ auszudrücken:

– Die Verbendung …eba (z.B. tabereba, falls (Ich) esse)

– Die Verbendung …tara (z.B. tabetara, falls (Ich) esse) (weniger höflich)

– Die Partikel „to“ (meistens eher „als“ (zeitlich), manchmal aber auch „falls“)

– Die Partikel „nara“

– Das Nomen „baai“

In dieser Liste sollte man auch „mo“ erwähnen, obwohl die Partikel eher „sogar wenn“ ausdrückt, als das neutralere „falls“:

天気 が 悪くても、トム の 誕生日 パーティー には 行こう!
てんき が わるくても、トム の たんじょうび パーティー には いこう!

tenki ga warukute mo tomu no tanjoubi pa-ti- ni wa ikou!
Lass uns, sogar wenn das Wetter schlecht ist, auf Toms Geburtstagsparty gehen!

Gebildet wird der Ausdruck mithilfe der te-Form des Verbs, an die „mo“ direkt angehängt wird. Vorsicht ist geboten, wenn etwas in der Vergangenheit geschah: „mo“ bedeutet dann „obwohl“. Eigentlich relativ logisch – der merkwürdige Satz

„Sogar wenn das Wetter schlecht war, sind wir zu Toms Geburtstagsparty gegangen“

wird im Deutschen mit

„Obwohl das Wetter schlecht war, sind wir zu Toms Geburtstagsparty gegangen“

wiedergegeben.

3. „mo“ und „Niemals“, „Niemand“, „Nichts“!

„Mo“ bildet aus Fragewörtern oft die positivste (oder, mit negativem Verb, entsprechend negativste) aller Antworten. Wir würden euch gerne eine einfache Merkregel liefern, die immer gilt – aber leider gibt es die nicht.

Zunächst wenden wir uns den logischen Fällen zu:

nani = was? („welche Sache?“)

nanimo (…nai) = Nichts („Keine Sache“)

dare = Wer? („Welche Person?“)

daremo (… nai) = Niemand („Keine Person“)

itsu = Wann? („Zu welcher Zeit?“)

itsumo (… nai) = Nie („Zu keiner Zeit“)

doko = wo? („Welcher Ort?“)

dokomo (… nai) = Nirgends („An keinem Ort“)

Übersicht über die verschiedenen Fragewörter und ihren entsprechenden Antworten. Nicht immer wirkt sich „mo“ aus, wie wir es erwarten würden

Zu beachten ist hier, dass „itsumo…nai“ zwar mit „nie“ übersetzt werden kann, aber mehr nach „normalerweise nicht“ klingt. Stärker ist hier der Ausdruck „kesshite …nai“ (niemals, unter keinen Umständen).

Bis hierher können wir ein einfaches Muster erkennen, das uns das Leben ein wenig leichter machen kann. Aber es ist Vorsicht geboten: Häufig lässt uns die Logik im Stich. Beispielsweise kann man gelegentlich die negative Verbform durch eine positive ersetzen und erhält dann die entsprechend positivste aller Antworten, manchmal jedoch nicht.

So bedeutet

itsumo (gefolgt von positivem Verb) = immer („Zu jeder Zeit“)

Nach „nanimo“ erwartet der Muttersprachler aber ein negatives Verb und versteht nicht, wie es nun folgen würde, „alles“ (dafür wird „zenbu“ verwendet). Auch gibt es Probleme bei „nande“ („Warum?“), und das liegt an einem unglücklichen Zufall.

„nandemo“ setzt sich nämlich nicht aus „nande“ und „mo“ zusammen, sondern es leitet sich aus „nani“ + „demo“ ab – in der Summe ergibt sich „irgendwas“ anstatt, wie man jetzt erwarten würde, „Aus jedem Grund / Auf jede Art“. Den Einsatz von „demo“ werden wir in einem eigenen Artikel näher beschreiben. Es ist aber sehr wichtig, „demo“ von „mo“ zu unterscheiden.

Bei „doushite“ („warum?“, eher emotionaler) ist es auch nicht so einfach. Laut unserer wenig verlässlichen Regel sollte „doushitemo“ eigentlich „Aus jedem Grund“ bedeuten, richtig? Das ist aber nicht der Fall. Die Übersetzung lautet „unter allen Umständen“/ „auf jeden Fall“.

Und wann wäre es überhaupt sinnvoll, „aus jedem Grund“ zu sagen?

Ganz schön verwirrend, oder? So schade es auch ist, dass die Logik bei diesem Thema häufig versagt – vielleicht kann euch der Zusammenhang ja trotzdem helfen, die Vokabeln schneller im Kopf zu behalten.

Aber hier kommt die gute Nachricht: wir haben damit alle häufig anzutreffenden Einsatzzwecke von „mo“ abgearbeitet, wenn auch bei Weitem nicht alle.

Hier eine kurze Zusammenfassung:

1. Wenn „mo“ die Partikel „wa“ oder „ga“ ersetzt, kann es „auch“ bedeuten

2. Wenn „mo“ der te-Form eines Verbs folgt, kann es „sogar wenn“ bedeuten

3. Wenn „mo“ nach einem Fragewort auftaucht kann daraus die entsprechend positivste oder negativste Antwort hervorgehen.

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