Workshop in japanischer Kalligrafie vom 28.02.2016 (Werkraum Augsburg)

Letzten Sonntag hielt Nami einen Workshop in japanischer Kalligrafie im Werkraum Augsburg. Zwei Stunden lang wurden in einer kleinen Gruppe konzentriert die Pinsel geschwungen und versucht, die komplexen Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Dabei wurde schnell klar: manches sieht einfacher aus, als es ist. Nicht umsonst dauert es in Japan im Schnitt um die zwanzig Jahre, bis man das Meisterlevel erreicht.

Eine kleine Gruppe hat sich am letzten Sonntag versammelt und unter der Anleitung von Nami einen kleinen Blick in die japanische Kalligrafie gewagt.

Eine kleine Gruppe hat sich am letzten Sonntag versammelt und unter der Anleitung von Nami einen kleinen Blick in die japanische Kalligrafie gewagt

Der Workshop begann mit einer kleinen Einführung in das japanische Schriftensystem und ihrer Entstehungsweise. Dabei wurde der Unterschied zwischen der bildschrifthaften Natur der Kanji und den einfacheren Silbenschriften „Hiragana“ und „Katakana“ erläutert, anschließend mit den Basics weitergemacht: Wie zeichnet man eine horizontale Linie, wie eine vertikale? Klingt vielleicht trivial, ist es aber keineswegs. Nami erklärte die am Anfang verwirrende Abfolge von Anheb- und Druckbewegungen, die es dabei mit dem Pinsel auszuführen galt. Was zunächst aussah, wie ein einfacher Strich, offenbarte bei genauerer Betrachtung nämlich eine markante Form, und allzu leicht misslangen die entscheidenden Details. Auch war der Fluss der Tinte nicht einfach zu regulieren; da entsand schon mal ein ungestalter, schwarzer Batzen,
wo man ihn eigentlich nicht haben wollte, und was dem Pinselhaar ungewollterweise entwichen, fehlte dann bei der restlichen Strecke: nur unzureichend deckte die mangelnde Farbe. Von diesen Schwierigkeiten ließen sich unsere Teilnehmer jedoch nicht erschrecken und wiederholten Geduldig die
grundlegende Übung.

Ungewohnt war die Haltung des Pinsels im rechten Winkel zur Arbeitsfläche

Ungewohnt war die Haltung des Pinsels im rechten Winkel zur Arbeitsfläche

Später dann wagte man sich an das erste, richtige Kanji. Nami wählte dafür das Zeichen für Wasser, „„, das eine ganze Reihe an grundlegenden Techniken der japanischen Schönschrift abverlangte und sich daher gut für Demonstrationszwecke eignete. Bedeutend komplexer war diese Aufgabe, als das Malen von einzelnen Linien: neben einer Reihe von _verschiedenen_ Bewegungsabläufen galt es erstmals auch die Proportionen der einzelnen Elemente im Blick zu behalten. Neben einer ruhigen Hand und Ausdauer war an dieser Stelle auch ein gutes Zusammenspiel zwischen Auge und der Motorik gefragt. Dabei beeindruckten die Schüler ihre Lehrerin sehr. Die vollkommenen Anfänger besaßen eine schnelle Auffassungsgabe und ließen sich auch von anfänglichen Problemen nicht entmutigen.

Schon etwas anspruchsvoller als einfache Linien: das Kanji "水" verlangt eine Reihe von verschiedenen Techniken

Schon etwas anspruchsvoller als einfache Linien: das Kanji „水“ verlangte eine Reihe von verschiedenen Techniken

Sehr schön gelungen: Elisas Kanji für "Freundschaft" kann sich wirklich sehen lassen. Gut gemacht!

Sehr schön gelungen: Elisas Kanji für „Freundschaft“ kann sich wirklich sehen lassen. Gut gemacht!

Als nächstes schrieb Nami die Namen aller Kursteilnehmer in Kanji und verteilte sie mitsamt den dazugehörigen Bedeutungen und Strichreihenfolgen. Viele der Symbole waren an dieser Stelle noch viel zu viel verlangt, aber ein bisschen Spaß war ja schließlich auch erlaubt, und wer an einem Kalligraphie Workshop teilnimmt, der will ja schließlich am Ende auch etwas Persönliches mitnehmen können. Einen praktischen Sinn hatte die Übung aber auch, denn üblicherweise verseht man sein Werk nach der Fertigstellung mit seinem Namen. Zum Abschluss wollte man dann ein kleines „Meisterstück“ anfertigen. Man wählte ein persönliches Lieblingskanji und schrieb es nocheinmal hübsch auf ein Blatt Papier, das sogleich einen farbigen Rahmen erhielt. Tolle Ergebnisse sind dabei entstanden und insgesamt war der Workshop, zumindest für uns, ein großer Spaß. Wir hoffen sehr, dass es allen Teilnehmern genauso erging, dass sie das konzentrierte, meditative Arbeiten genossen und die Einblicke in eine fremdartig anmutende Kultur als bereichernd empfunden haben. Leider war der Werkraum als Übungsort sehr teuer und wir würden deshalb allen interessierten Teilnehmern anbieten, sich nochmal umsonst (bis auf ein paar Euro Materialkosten) bei einem Glas Tee zusammenzusetzen und ein bisschen Kalligrafie zu üben oder wahlweise auch Origami. Wer Lust darauf hat, der kann sich gerne bei uns melden, entweder per E-Mail (redaktion@nihongo-otsu.de) oder auch über Facebook. Wir freuen uns darauf!

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